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Römerweg Bad Dürkheim


Exkursionsprotokoll

Datum: Samstag, 26. Mai 2012, 10 – 19 Uhr
Ziele: Villa rustica Wachenheim – Römerkelter und Villa rustica am Weilberg/Ungstein – Mittagspause am Schützenhaus – Keltischer Ringwall - römischer Steinbruch Kriemhildenstuhl – Klosterruine Limburg
Teilnehmer: Susanne Pfaffmann, Tyler Odom, Heidrun Schenk, Walter, Justus und Tabea Schenk
 

  1. Villa rustica Wachenheim

Die villa rustica Wachenheim gilt heute als bedeutendes und sehr gut dokumentiertes römisches Landgut. Es ist das erste römische Landgut das im pfälzischen Bereich nahezu vollständig mit Herrenhaus und Nebengebäude systematisch ausgegraben und teilweise rekonstruiert wurde. Als exemplarisches Beispiel für den Aufbau und die Funktion römischer Landgüter in der Pfalz ist es als Freilichtmuseum vorbildlich ausgebaut und der Öffentlichkeit frei zugänglich.
Links:
http://www.archaeopro.de/Archaeopro/Berichte-Wachenheim1.htm, Luftbilder, Fotos, Grundrisszeichnungen und Rekonstruktionen vermitteln einen sehr guten Überblick.
http://www.villa-rustica-wachenheim.de/12.html, die Materialsammlung der Webseite des Freundeskreises bietet als pdf die „Allgemeinen Tafeln“ sowie die „Tafeln bei den Gebäuden, Räumen und Gärtchen“. Die Tafeln von Prof. Dr. Helmut Bernhard, Archäologische Denk-malpflege des Landesamtes für Denkmalpflege, Speyer, entsprechen der Beschilderung vor Ort.

Die Siedlungsstruktur (s. Allgemeine Tafeln) weist Städte (civis) auf (z. B. heute Mainz, Trier, Köln), an Wasser- oder Fernstraßen gelegene Hauptorte mit städtischen Funktionen wie Marktbasilika, Thermen, Theater, Herbergen: Noviomagus/Speyer und Borbetomagus/Worms, Industrieorte: Tabernae/Rheinzabern (Keramik- und Ziegel) und Eisenberg sowie eine Verdichtung von ländlichen Siedlungen in den landwirtschaftlich begünstigten Naturräumen.

Die Villa rustica in Wachenheim (Stern) war etwa von 20 n. Chr. bis 500 n. Chr. römisch bewohnt.

Das Landgut bestand aus einem imposanten Herrenhaus (Tafel 15) mit porticus, zu dessen Bau Materialien vom Haardtrand (heller Sandstein), rückwärtigem Pfälzer Wald (roter Sandstein), aus Forst (Basalt), der Herxheimer Gegend (Kalk) und Rheinzabern (Ziegeln) hertransportiert werden mussten, sowie ca. drei Nebengebäuden. Der Bautechnische Aufwand lässt darauf schießen, dass die Besitzer der Oberschicht angehörten (Sommerresidenz für Herrschaften aus Speyer?)

 

Hohl- und Leistenziegel aus Rheinzabern, fotografiert in der Römerkelter am Weilberg


 

Der Keller ist noch weitgehend in der ursprünglichen antiken Mauerhöhe erhalten. Von den sechs Fenstern an der Westseite sind noch die Lichtschächte erhalten. Das regelmäßige Kleinquadermauerwerk war ursprünglich mit einer dünnen Kalkschicht überzogen und die Steinfugen mit einer roten Farbe hervorgehoben (sichtbar). (Tafel 14)


 

Reste von zwei Grabdenkmälern (Tafel 5, hier im Bild) sowie der vermutete Schaft einer Jupitergigantensäule (Tafel 16) sind Zeugen künstlerischer Aktivität im Landgut.

Weitere römische Errungenschaften, die im Freilichtmuseum verankert sind:

  • Weiterentwicklung der offenen Feuerstelle zu Kanal- und Hypokaustheizung, die zur Erwärmung der Bäder und Raumbeheizung sowie zur Trocknung dienten. (Tafel 1, Fachwerkhaus mit Fußbodenheizung, Tafel 4, Tafel 13, Beheizbarer Wohnraum)
  • Nutzung der Heiztechniken zur Trocknung/Haltbarmachung von Getreide (zur Erhaltung der Keimfähigkeit des Saatgutes!) und Fleisch (Räuchern von Schinken) (Tafeln 6, Getreidedarre, Tafel 7, Räucherkammer)
  • Römische Bautechniken: Entwicklung verschiedener Fundamente (Tafel 4, 17 Vermessung und Bautechnik, 15, Säulen und Bedachung des Herrenhauses)
  • Wasserversorgung – Brunnen (Tafel 8)
  • Badekultur (Tafel 11, Badebereich 2 im Herrenhaus/Latrinenkultur (Tafel 2a)


  1. Römerkelter und römisches Landgut am Weilberg

Das römische Weingut Bad Dürkheim-Ungstein „Weilberg“ mit seinem rekonstruierten Kelterhaus zeigt in einer anschaulichen Dokumentation die ganze Breite des antiken Weinbaus. […] Die beiden 5.000 l fassenden Tretbecken erbrachten zwischen 100.000 und 200.000 l verkaufsfreien Wein. (Berrnhard, Tafel 9c, Römischer Weinbau).
Das Landgut besaß ein noch größeres Herrenhaus als Wachenheim, ansatzweise sind Räume rekonstruiert.

Das Weingut liegt nord-westlich von Ungstein in herrlich ruhiger Lage.

 

Leider sind die Texte der Tafeln nicht ohne Weiteres im Internet zu finden. Zudem ist das Haupthaus verschlossen. Wir haben beschlossen, weiter zu recherchieren und eine eigene Führung zu buchen.


  1. Mittagessen im Schützenhaus

Da das Pfälzerwaldverein Haus „An der Weilach“ geschlossen war, haben wir das Mittagessen im „Schützenhaus“ mit Blick in die Rheinebene eingenommen

 

  1. Keltischer Ringwall
Auf dem Weg vom Schützenhaus zum Kriemhildenstuhl fahren wir ein Stück des Wegs entlang am Keltischen Ringwall, auch Heidenmauer genannt. Auszug aus Wikipedia:
Die Heidenmauer samt Siedlung wurde am Ende der Hallstattzeit um 500 v. Chr. durch eine keltische Volksgruppe errichtet, die sich nicht näher identifizieren lässt. Reichhaltige Keramikfunde ermöglichen eine sehr genaue Datierung. Fast alle Gefäße sind handgearbeitet, aber nur wenige Stücke weisen Drehsteinspuren auf; diese Technik kam erst nach 500 v. Chr. in der La-Tène-Zeit auf. Weiter wurden Hiebmesser aus Eisen gefunden sowie „Napoleonshüte“, pyramidenförmige Steine, die mit der Spitze nach unten in den Boden gesteckt wurden, um als Unterlage für das Mahlen von Korn zu dienen. Außerdem fanden sich Hinweise auf Milchwirtschaft und Eisenverhüttung.[2]
Die Bewohner trieben den Fundstücken zufolge Handel mit Keramikprodukten aus Oberitalien und vor allem Griechenland. Als zu Beginn der Latènezeit die Griechen ihre Handelsrouten zur Iberischen Halbinsel und den Inseln des westlichen Mittelmeers hin verlegten, verloren die Bewohner der Anlage ihre Lieferanten. Wohl deshalb war die Siedlung lediglich von einer Generation, also 30 bis 40 Jahre lang, bewohnt. Dies ist ablesbar an der nur knapp 20 cm starken Siedlungsschicht über dem Naturboden und an extrem seltenen Ausbesserungen in den erhaltenen Basisbereichen der Mauer. In der Nähe, auf dem wenige hundert Meter entfernten Gipfel des Teufelssteins, steht der gleichnamige Monolith, der in der Keltenzeit Gegenstand religiöser Riten war.


  1. Römischer Steinbruch „Kriemhildenstuhl“

Der Kriemhildenstuhl gilt als einzigartiges Zeugnis antiker römischer Technikgeschichte. An kaum einer anderen Stelle lässt sich der Abbau von Buntsandsteinblöcken in römischer Zeit (ca. 200 – 220 n. Chr.) so gut nachvollziehen wie hier. Bedeutsam ist der Steinbruch auch wegen seiner Felsbilder und Inschriften.



 

 
 
Unvollendete Felszeichnung (oben) und Abbauspuren (darüber),
der Steinbruch fasziniert durch die Fülle der Bearbeitungsspuren, es ist sehr spannend, diese zu entdecken.



Abfahrt über den antiken Abfuhrweg ins Isenachtal.

 
  1. Klosterruine Limburg


Erste Bauwerke auf dem „Linthberg“, dessen Name vermutlich vom Lindwurm abgeleitet ist und somit „Drachenberg“ bedeuten würde, wurden im 9. Jahrhundert von den salischen Herzögen aus Worms ursprünglich als Burg errichtet, die den Isenachtales beherrschte. Gut 300 Jahre später übernahm ganz in der Nähe die damals neue Hardenburg diese Schutzfunktion.
Unter Beibehaltung des Namens wurde die Limburg ab 1024 zu einer Benediktinerabtei mit dreischiffiger Basilika umgebaut und 1035 in Anwesenheit Kaiser Konrad II. der Gottesmutter Maria geweiht. Etwa zeitgleich entstand der Dom zu Speyer.[1] Vorübergehend, von 1034 bis 1065, wurden die Reichsinsignien im Kloster aufbewahrt. Als Königin Gunhild von Dänemark, die Gattin Kaiser Heinrich III., 1038 in Italien starb, wurde ihr Leichnam über die Alpen gebracht und im Kloster beerdigt. Ihre Gebeine ruhen noch heute im Kirchenschiff. 1206, nach anderen Quellen 1237, wurden die wenige Kilometer nördlich beheimateten Leininger Grafen zu Schutzvögten auf der Limburg eingesetzt.
 
1376 wurde das Kloster in der Fehde der Leininger mit den Fürstbistümern Worms, Mainz und Speyer stark beschädigt. 1449 erließ der Abt des wieder hergestellten Klosters eine erste Marktordnung für Dürkheim und wandelte den dortigen Markt in ein öffentliches Kirchweihfest um, das später als Dürkheimer Wurstmarkt zum größten Weinfest der Welt werden sollte. 1470/71 eroberte Kurfürst Friedrich der Siegreiche von der Pfalz Dürkheim und die Limburg. Am 30. August 1504 wurde das Kloster während des Landshuter Erbfolgekrieges durch die benachbarten Grafen von Leiningen-Hardenburg niedergebrannt. Es wurde nicht mehr aufgebaut. (Auszug aus Wikipedia)
Architekturgeschichtlich sind der „Quadratische Schematismus“ hervorzuheben sowie die Ostabsiden, die wohl ohne Vorgängerbau sind.

Auf der Limburg wurde 1038 eine Synode abgehalten, auf der der Beginn der Adventszeit für die gesamte abendländische Christenheit festgelegt wurde. (Vorher gab es vier bis sechs Adventssonntage.)

Die Bedeutung des Schutzvogtes, der gegen Bezahlung für die Sicherheit des Klosters garantierte, wird am Schicksal der Limburg aufgezeigt. (Salier – Bischöfe von Speyer – Grafen von Leiningen/Hardenburg– Kurfürsten von der Pfalz).
Schließlich zeichnet der Landshuter Erbfolgekrieg, ausgelöst durch eine intrigante Heiratspolitik, das Schreckensbild von Truppen und Hilfstruppen, die ganze Landstriche plünderten und verwüsteten, woraufhin die Limburg 1504 dann auch von Dürkheimer Bürgern in Brand gesteckt wurde. Die Brüchigkeit der alten Ordnung wird hier an der Stufe zur Neuzeit sichtbar.

Das Kloster wurde nur notdürftig wieder instand gesetzt (Mauer zwischen Chor und Vierung, Refektorium),1546 führte Friedrich der Dritte von der Pfalz die Reformation ein, die Aufnahme von Novizen wurde verboten. 1843 gingen die Ruinen in den Besitz der Stadt über, 1971 konnte sie mit Landes- und Bundesmitteln gesichert und zum Teil rekonstruiert werden.


 
Heute wird die Limburg als Veranstaltungsort z.B. für den Kultursommer Rheinland-Pfalz genutzt. In der Krypta hält das Standesamt Trauungen ab, ein Restaurant mit Freisitzen in den Klostermauern hält den Schlüssel für den Turm bereit sowie Informationsblättchen der „Aktion Limburg e.V.“ (auch in Englisch und Französisch)
Die Anlage ist außer bei Veranstaltungen frei zugänglich.

Anlagen: Die Geschichte der Limburg, Faltblatt der Aktion Limburg.
Literatur: Dautermann et. al.:Bad Dürkheim, Chronik einer Salierstadt, Bad Dürkheim 1978(!)
W. Schenk: Kloster Limburg an der Haardt, Neustadt a. d. Weinstraße 2002








Ausstehende Recherche

Besuch des Haus Catoirs, dem Heimatmuseum der Stadt Bad Dürkheim, u. a. um Unterlagen für den Weilberg und den Kriemhildenstuhl zu bekommen.
Die Unterlagen werden physisch in einem Ordner gesammelt.


Links zu Unterkünften in Bad Dürkheim (für Schulklassen)

http://www.evpfalz.de/tagungshaus/mb/mb-kern.htm (tolle Lage am Wald, ganz oben in Seebach, also mit Fahrrad ein langer, steiler Weg)

http://www.christophorus-haus.de/ (recht zentral auf halber Höhe)

http://www.urlaub-anbieter.com/pfalzaktiv-tipi-camp.htm mit Kanuverleih und Selbstversorgung am See (Almensee, südöstlich von Ungstein)



Protokoll und Kontakt: heidrun.schenk@gmail.com
31.05.2012